Geballte Fachkompetenz vom Planungsbüro Hahm, der Gemeindeverwaltung und der Nordwalder Feuerwehr gab es beim Informationsabend zum Thema Hochwasserschutz (v. l.): Berthold Uphoff (Hahm), Bürgermeisterin Sonja Schemmann, Ralf Hummel (Hahm), Claus Ufermann, Phillip Rolke (Hahm), Norbert Schröer – mit einer Flutbox in der Hand –, Matthias Lenfort und Marcus Klaus. Foto: lanungsbüro Hahm (Grundlagendaten: Open.NRW)
Informationsabend zum Hochwasserschutz

Berglandschaft Nordwalde

Nordwalde -Man glaubt es nicht sofort, aber Nordwalde gleicht einer Gemeinde mit Berg und Tal. Das sagte Phillip Rolke vom Planungsbüro Hahm. Beim Informationsabend zum Hochwasserschutz wurde auch über die getätigten und geplanten Arbeiten sowie die Möglichkeiten zum Eigenschutz aufgeklärt.

Von wegen flaches Münsterland: Blickt man auf die Topographie von Nordwalde, dann erscheint der Ort wie die eine Seite eines, zugegeben sehr flachen, Berges – von der B 54 bis in die Ortsmitte geht es bergab. Nicht ohne Grund teilt Phillip Rolke vom Planungsbüro Hahm beim Informationsabend zum Thema Hochwasserschutz Nordwalde in eine Gemeinde mit Berg und Tal ein.

Die besondere topographische Lage des Ortes ist ein Grund für die Probleme mit Hochwasser, die Nordwalde besonders 2010 und 2014 ereilten. Die häufigste Ursache der Überflutung sind der Lange­meersbach, der Kirchlarbach und der Höppenbach. Diese drei Gewässer fließen praktisch parallel durch den Ort und zwar aus Richtung der B 54 in Brüggemannsbach.

„Damit muss Nordwalde umgehen“

Nicht nur der Blick auf den gesamten Ort, sondern auch die Nahperspektive zeigt eine Hügellandschaft. Die Bäche liegen in Gräben, zwischen ihnen sind Höhenrücken. Das führt dazu, dass das Regenwasser auf den Feldern unweigerlich in die Bäche fließt. Dann wieder der Blick auf ganz Nordwalde: „Fatal wird es unten, wo gar kein Gefälle mehr da ist“, sagte Rolke. „Das Wasser kommt den Berg runter, schafft es vielleicht gerade noch durch die Ortslage, in der Fläche bleibt es dann stehen.“ Das Wasser kann nicht wegfließen, sondern landet im Brüggemannsbach und fließt dann in Richtung Emsdetten. Rolke: „Damit muss Nordwalde umgehen.“

Diese Berglandschaft ist für den Ort ebenso typisch wie die Verrohrung des Kirchlarbachs und des Höppenbachs. Letzteres war aber nicht immer so. Das zeigen Karten aus dem 19. Jahrhundert, die Rolke am Dienstagabend mitgebracht hatte. Bis 2018 ist Nordwalde stark gewachsen, der Kirchlarbach und der Höppenbach wurden in dem Zusammenhang teilweise überbaut.

Umlegung und Vergrößerung der Rohre

Der Kirchlarbach fließt momentan in einem Rohr unter dem Schulhof der Kardinal-von-Galen-Schule lang, dann eine Zeit lang parallel zur Emsdettener Straße ehe er im Brüggemannsbach landet. Der Höppenbach fließt unterirdisch von der Altenberger Straße bis zur Kliftstiege. Im Kanalverlauf gibt es gleich vier rechte Winkel. Und: „Wasser fließt nicht gerne um die Ecke“, sagte Rolke.

Damit die Gefahr von Hochwasser verringert wird, will die Gemeinde an beiden Gewässern etwas tun. Die Arbeiten am Kirchlarbach zur Umlegung und Vergrößerung der Verrohrung sind bereits im vollen Gange (wir berichteten). Diese Arbeiten sind auch am Höppenbach geplant, konkrete Pläne dafür gibt es aber noch nicht.

Mehrere Maßnahmen in Planung

„Es ist ein Defizit, dass die Ortslage über Gewässer gewachsen ist“, sagte Rolke. Heute werde in Nordwalde mit mehr Augenmaß agiert: Es wird nicht mehr über die Bäche gebaut, aber an sie heran. „Gebietsentwicklung ist nicht schlecht, aber sie muss mit Umsicht passieren“, sagte Rolke. Denn klar sei auch: „Kleiner wird Nordwalde nicht mehr, aber die Gewässer gehen auch nicht weg.“

Die Arbeiten am Kirchlarbach und Höppenbach sind nicht die einzigen im Sinne des Hochwasserschutzes. Die Aufweitung am Brüggemannsbach ist im vollen Gange, der erste Bauabschnitt befindet sich in den letzten Zügen. Für die Vergrößerung der Durchlässe des Langemeersbachs an der Dömerstiege sind die Aufträge raus, die erste Baubesprechung soll in den nächsten Wochen stattfinden.

Feuerwehr kann nicht überall gleichzeitig sein

Die Gemeinde unternimmt aber nicht nur prophylaktische Arbeiten. Die Feuerwehr wurde für den Hochwasserfall besser ausgerüstet. Es wurden zusätzlich eine Pumpe und 800 Meter Schlauch angeschafft. „Damit sind wir nicht mehr auf das THW angewiesen, sondern autark“, sagte Feuerwehrleiter Norbert Schröer. Zudem wurden 500 gefüllte und 10 000 leere Sandsäcke besorgt. Schröer empfahl den Bürgern die sogenannten Flutboxen: „2010 hatten wir mehr als 300 Einsätze. Wir können nicht überall sein.“ Dass sich die Anschaffung lohnt, davon muss man wohl ausgehen. Schröer: „Ich bin der festen Überzeugung, dass es wieder Hochwasser geben wird.“

Entnommen aus: Westfälische Nachrichten „Berglandschaft Nordwalde“ 17.05.2018